Zeitenwende im Politikunterricht
Ettlingen (Wi). Die große Mehrheit der Zehntklässlerinnen und Zehntklässler war sich auch nach dem Vortrag von Fabio Fasulo einig: Einen verpflichtenden Wehrdienst nach dem Abitur würden sie ablehnen. Dabei war die Diskussion um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht nur einer von vielen Punkten, die Fasulo, Jugendoffizier der Bundeswehr und ausgebildeter Fallschirmjäger, zu seinem Vortrag in die 10e mitgebracht hatte.
Auf Einladung ihres Politiklehrers Herrn Wichmann informierte der Gast in Uniform die Schülerinnen und Schüler zu aktuellen Herausforderungen in der deutschen Sicherheits- und Friedenspolitik. Im Mittelpunkt stand dabei das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit und die Frage, wie sich dieses Verhältnis in den letzten zwei Jahren verschoben hat. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stelle dabei nur eine von vielen Herausforderungen für die internationale Ordnung dar, so Fasulo. Der Referent beleuchtete Sicherheit und Freiheit deshalb auch in Bezug auf andere Themenfelder, beispielsweise die Zukunft Europas oder Abhängigkeiten im Rahmen der Globalisierung. Ein riesiges Thema seien außerdem Cyberangriffe. Fake News und Angriffe auf die kritische Infrastruktur seien inzwischen leider sehr reale Szenarien für Deutschland.
Das vielleicht größte Problem der Bundeswehr bei der Bewältigung all dieser Aufgaben sei die Personalgewinnung. Fasulo, der explizit darauf hinwies, dass es ihm verboten sei, für seinen Arbeitgeber an Schulen zu werben, nannte in diesem Zusammenhang beispielsweise die geplante Stationierung von 3.000-5.000 Bundeswehrsoldaten als Teil der „Brigade Litauen“. Zwar spüre man die vom Kanzler ausgerufene Zeitenwende inzwischen auch an der Basis, wenn beispielsweise neues Material zur Verfügung stehe. Und auch, wer der Verteidigungsminister sei, spiele eine Rolle. Freiwillig für einen Einsatz in Litauen melden wollten sich aber derzeit nur die wenigsten. Die Frage nach einer Pflicht bleibt also ein wichtiges Thema.
Jugendoffizier Fabio Fasulo zu Besuch in der 10e (Foto: Wichmann).