Nicht ohne Kompromisse  

Forster Bürgermeister a.D. Alex Huber zu Gast am Heisenberg-Gymnasium Bruchsal

   Bruchsal (Be). „Kompromisse sind der Kern der Demokratie!“ war der eine zentrale Satz, den Alex Huber den Anwesenden ins Stammbuch schrieb. Er traf damit in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung, in Zeiten von Trump, Erdogan, Orbán, AfD und Brexit den Nagel auf den Kopf. Und Huber muss es wissen. Der Mittsiebziger lenkte 32 Jahre lang die Geschicke Forsts, er hat in seiner Amtszeit von 1969 bis 2001 alles erlebt, was Politik ausmacht. Von diesem großen Erfahrungsschatz erzählte er Ende Februar Neunt- und Zehntklässlern des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal (HBG), die sich im Gemeinschaftskundeunterricht unter anderem mit den Aufgaben eines Bürgermeisters und den politischen Strukturen einer Gemeinde beschäftigt, ihr Fragerepertoire aber auch auf aktuelle Themen wie Klimawandel, Diesel-Affäre und Datenschutz ausgeweitet hatten.
   Huber ließ in seinen Antworten keinen Zweifel daran, dass er bis heute ein politischer Mensch geblieben ist und die Debatten auf allen Ebenen nach wie vor intensiv verfolgt. Entsprechend inbrünstig appellierte er an die Jugendlichen, sich einzumischen und für die eigenen Überzeugungen einzutreten – so wie das seit vielen Monaten etwa die 16 Jahre alte Schwedin Greta Thunberg mache, deren Kampf für mehr Klimaschutz sich mittlerweile Hunderttausende angeschlossen haben. „Wer Missstände ändern will, muss aktiv werden!“, war deshalb der zweite zentrale Satz des langjährigen Gemeindeoberhaupts Huber, der als fünffacher Großvater dabei auch an die Zukunft und das Schicksal seiner Enkelkinder gedacht haben dürfte. „Jeder von uns, wirklich jeder kann etwas für die Umwelt tun, etwa auf Reisen per Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff verzichten oder auch einfach Plastikmüll im Alltag vermeiden“, betonte Huber.  
   Einer seiner Enkel, Luca, zählte am HBG sogar zu den Zuhörern, über ihn und Lehrer Henning Belle war der Kontakt zum Forster Ehrenbürger zustande gekommen. „Bei uns zu Hause wird immer viel und gerne über Politik diskutiert!“, hatte der Neuntklässler bereits vor dem Besuch verraten – und seinem Opa damit eine Steilvorlage gegeben, die dieser gerne nutzte. Von Phänomenen direkter Demokratie („Volksbegehren wie zur Artenvielfalt sind wichtig!“), über die Rolle der AfD („Nicht die Opferrolle überlassen!“) bis zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche („Das ist halber Mord und muss von der staatlichen Justiz, nicht nur kirchenintern bestraft werden!“) – Alex Huber nahm kein Blatt vor den Mund. Essentiell sei bei alldem jedoch eine demokratische Streitkultur: „Politische Konflikte dürften eine private Freundschaft nicht ausschließen!“ Allerdings räumte er ein, dass es „heute zum Teil deutlich emotionaler zugeht, was die Kompromissfindung leider erschwert.“ Nichtsdestotrotz sei gesellschaftliches Engagement für eine Demokratie unabdingbar, so Huber, der auch im (beruflichen) Ruhestand noch mit großem Elan vorangeht: Er ist seit sage und schreibe 40 Jahren Vorsitzender der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten.

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Bürgermeister a.D. Alex Huber inmitten der HBG-Neuntklässler und neben Enkel Luca (im grauen Pullover)

 
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