Surrend zur Silbermedaille
Jacob Schäfer vom HBG Bruchsal bei Welt-Roboter-Olympiade erfolgreich
Bruchsal (Jacob Schäfer/Be). Surrend fährt der flinke Lego-Mindstorms-Roboter mit hoher Geschwindigkeit über den drei Quadratmeter großen Parcours, verlegt Glasfaserkabel und baut die dazugehörigen Router ein. Kurz darauf wird er angehalten. Jacob Schäfer, Schüler des Bruchsaler Heisenberg-Gymnasiums (HBG), reißt zusammen mit seinen Kollegen Paul Ehrhard und Niklas Waibel vom Wieslocher Robotik-Team „Cassapeia“ die Arme hoch und bricht in Jubelschreie aus, denn ihr Roboter hat gerade alle Aufgaben erfolgreich gelöst und den Jungs somit beim internationalen Wettbewerb World Robot Olympiad (WRO) zur Silbermedaille verholfen. „Wir sind sehr stolz auf Jacob, der gezeigt hat, dass man auch an einer Ganztagesschule ein zeitintensives Hobbys betreiben kann – und das auch noch mit großem Erfolg“, lobte HBG-Schulleiter Manuel Sexauer den frischgebackenen Vizechampion.
Nach Ausscheidungen auf Regional- und Bundesebene startete das Team vom 8. bis 10. November beim Weltfinale im ungarischen Györ. Dort trafen sie auf über 400 Teams aus 73 Ländern. Gemeinsam mit zehn anderen Teams bestehend aus Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 19 Jahren bildeten sie die deutsche Delegation, die in fast allen angebotenen Wertungskategorien vertreten war.
Der diesjährige Wettbewerb stand unter dem Motto „Smart Cities“ - intelligente Städte. Die Teams der „Regular Category“, Altersklasse Senior, bekamen dabei den Auftrag, sich dem Ausbau der erforderlichen Netzwerk- und Kommunikationsinfrastruktur zu widmen. Es galt, in mehreren Monaten Vorbereitungszeit, einen Roboter zu bauen und zu programmieren, der die IT-Infrastruktur einer Stadt modernisiert. Die Stadt wurde hierbei auf einem Spielfeld durch gedruckte Linien (Straßen) und farbigen Lego-Mauern (Häusern) simuliert. Router und Glasfaserkabel – ebenfalls aus Lego – sollten nun nach einem zufällig vorgegebenen Muster vom Roboter möglichst schnell in die farbigen Häuser eingesetzt werden und somit einzelne Stadtteile miteinander verbinden.
In dieser Kategorie trat auch „Cassapeia“ an und traf auf ein starkes Teilnehmerfeld von insgesamt 85 Teams, das gewöhnlich von Mannschaften aus Asien dominiert wird. Doch Vorbereitung ist nur die halbe Miete, denn dieses Jahr zählte mehr denn je die Leistung beim Wettbewerb vor Ort. Nicht nur, dass der Roboter am ersten Wettbewerbstag aus Einzelteilen und unter Zeitdruck erneut gebaut werden musste - es gab auch täglich eine zusätzliche Überraschungsaufgabe, die spontane Änderungen im Programm oder der Konstruktion des Roboters erforderte. Und genau hier schlug die Stunde der Nordbadener: „Letztes Jahr waren wir noch an der Überraschungsaufgabe gescheitert. Dieses Jahr haben wir die Programmierung weiter optimiert und noch flexibler gemacht. So waren wir am zweiten Wertungstag die Ersten, denen die ´Second Day Challenge´, quasi eine komplett neue Aufgabenstellung, gelang“, teilten Paul Ehrhard und Jacob Schäfer mit, die beim letzten Weltfinale in Thailand den 15. Platz belegt hatten. Entsprechend groß war die Freude, sich dieses Jahr nochmals verbessern zu können! Dabei sei das kein Selbstläufer gewesen, wie Niklas Waibel, der Jüngste im Team, verriet: „Die Gegner waren sehr stark. Nach dem siebten Rang am ersten Wertungstag hätte ich nicht gedacht, dass wir noch so weit vorrücken können. Wir sind sehr stolz, dass wir den Sprung auf das Siegertreppchen geschafft haben.“
Der zweite Platz ist die erste Medaille überhaupt für ein deutsches Team in der Regular Category seit Bestehen des Wettbewerbs 2004. Darauf ist auch Teamcoach Tim Waibel stolz, für den noch viel mehr hinter der World Robot Olympiad steckt: „Mich fasziniert immer wieder, wie offen die Teams aus aller Welt miteinander umgehen und trotz Wettbewerbsgedanken miteinander Spaß haben. Hier wird der olympische Gedanke wirklich gelebt!“
Die World Robot Olympiad ist ein internationaler Roboterwettbewerb, der Kindern und Jugendlichen den Zugang zu naturwissenschaftlichen Fächern erleichtern und sie für einen Ingenieur- oder IT-Beruf motivieren soll. Die WRO-Wettbewerbe kombinieren den Nervenkitzel eines Sportevents mit der schulischen Herausforderung, einen LEGO® MINDSTORMS Roboter zu designen, zu bauen und zu programmieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten in Zweier- oder Dreier- Teams gemeinsam mit einem Coach an jährlich neuen Aufgaben. Im nächsten Jahr ist Kanada das Gastgeberland des Weltfinales.
Ganz links: Jacob Schäfer vom HBG Bruchsal (Foto: privat)