Zum Tod von Sally Perel, dem „Hitlerjungen Salomon“

Karlsruhe/Ettlingen (Ba, Bt). Am 3.2.2023 berichteten die überregionalen Zeitungen und Nachrichtensendungen, dass Sally Perel im Alter von 97 Jahren in Tel Aviv gestorben ist.
Einige ehemalige Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer, die 2009 am Ettlinger oder Karlsruher Heisenberg-Gymnasium unterrichteten, haben Sally Perel an unserer Schule erlebt. Anlässlich seines Todes erinnern wir an seinen Besuch vor 14 Jahren.
Hier ein Auszug aus dem Bericht des Geschichtslehrers Steffen Bartsch, der vor 14 Jahren den Besuch des Zeitzeugen an unserer Schule organisiert hat:

Sally Perel – Ich war Hitlerjunge Salomon
Lesung am 11. und 12.5.2009 am Ettlinger und Karlsruher Heisenberg-Gymnasium

Nach Jahren des Schweigens gibt Sally Perel das Geheimnis seiner doppelten Identität preis: Der Jude Sally Perel entkam dem Holocaust in der Uniform der Nazis, er überlebte mitten in Deutschland als Hitlerjunge Jupp (Josef) Perjell.
Auf eindringliche Weise berichtete er von den aberwitzigen Erlebnissen und der inneren Zerrissenheit dieses Doppellebens, das ihn in die Rolle des Opfers wie in die des Täters zwang. Das Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“ ist die autorisierte Autobiographie von Sally Perel, der in unseren Veranstaltungen über die Schilderung seiner Erlebnisse hinaus auch seine Gedanken und Gefühle offenlegte. Doch wer ist der Referent? Sally Perel, 1925 in Peine, nahe Braunschweig, geboren, wurde 1935 in Anwendung der brutalen Nürnberger Rassegesetze der Schule verwiesen. Die Familie emigrierte nach Lodz in Polen, von wo aus ihn seine Eltern nach Russland schickten, wo er in ein russisches Waisenhaus kam. Im Juni 1941 begann der deutsche Angriff.
Auf der Flucht nach Minsk geriet Sally in Gefangenschaft, entkam aber durch die Aussage „Ich bin ein Volksdeutscher“ dem Tod. Als Jupp Perjell überlebte er im Anschluss unerkannt drei Jahre in einer Elite-Anstalt der Hitlerjugend in Braunschweig. Kurz vor Ende des Krieges nahm er zusammen mit seinen Mitschülern an einem letzten Feldzug teil, wurde von Amerikanern gefangen genommen, kurze Zeit später wieder freigelassen und kehrte im Flüchtlingsstrom nach Braunschweig zurück. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Dolmetscher bei den Russen, beschloss dann aber 1948 nach Israel zu gehen.
Außer seinen Brüdern Isaak und David überlebte kein Mitglied der Familie Perel den Holocaust. Er brauchte mehr als 40 Jahre, um das Erlebte zu verarbeiten, bevor er sich entschloss, ein Buch mit seiner Geschichte zu schreiben. Es erschien unter dem Titel Ich war Hitlerjunge Salomon 1992 erstmals auf Deutsch. Das Buch wurde von Agnieszka Holland 1990 unter dem Titel Hitlerjunge Salomon verfilmt und erhielt den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film. Bis zu seinem Tode lebte Perel in Israel und besuchte Deutschland ab und zu, um auf Lesereisen an Schulen von seinen Erlebnissen im Dritten Reich zu berichten.
Auf einer dieser Reisen las er auch vor den Klassen 10 und 11 des Ettlinger und des Karlsruher Heisenberg-Gymnasiums. Alle, die dabei sein durften, waren tief beeindruckt und werden den Mann und seine Geschichte nicht vergessen.
„Ihr seid nicht schuldig für Taten, die ihr nicht begangen habt," teilte er den Schülerinnen und Schülern mit, „aber wenn heute einer neben euch steht und Hetze betreibt gegen Andersgläubige oder Andersfarbige oder gegen Frauen, und ihr den Mund haltet, so macht ihr euch mitschuldig am Erstarken einer neuen menschenfeindlichen Gruppierung."
Die Schulgemeinschaft des Heisenberg-Gymnasiums wird Sally Perel in Erinnerung behalten.

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Sally Perel bei seiner Lesung am Heisenberg-Gymnasium im Jahr 2009 (Fotos: Rilling).

 
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