Sprechende Grabsteine und Schaltkreis-Gemälde
Karlsruhe (Ri). Der Musikkurs der 11. Klasse des Heisenberg-Gymnasiums Karlsruhe besuchte unter Begleitung unseres Musiklehrers Herrn Ringlage am Donnerstag, dem 30.03.2023, eine Ausstellung im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). In dieser Ausstellung ging es um den Künstler Walter Giers (1937–2016). Dieser war einer der Pioniere der elektrischen Kunst. Seiner Kunst gab er nach einigen Jahren den Namen „Electronic Art“, so auch der Name der Ausstellung.
Zunächst wurden wir durch einige der ersten Kunstwerke von Walter Giers geführt, die „Schalt-Elemente-Objekte“. Hierbei war sehr beeindruckend, dass Giers durch elektronische Schaltkreise zum einen Musik erzeugte, die sehr ungewohnt im Vergleich zu unserer heutigen Musik klang, zum anderen aber auch das gesamte Objekt so designte, dass man es wie ein Gemälde an die Wand hängen kann. In Verbindung zu diesen Schaltkreisen stellte er auch Schmuck aus Elementen von Schaltkreisen her oder auch elektrische Armbänder. Das Besondere war, dass die damalige Jugend diese als „Protest“ gegen die veralteten Werte und Sitten der damaligen Gesellschaft anzogen, und somit ihren Unmut kundtaten.
Die Kunst von Walter Giers entwickelte sich über die Jahre aber durchaus weiter, seine Kunst wurde sehr viel humanistischer. Seine späteren Werke waren näher an der Gesellschaft und an den Veränderungen in der Welt orientiert. Zum Beispiel sein gesellschaftskritisches Werk „Die vier Elemente“, das sowohl visuell als auch akustisch wahrnehmbar ist und jedem Element überraschende Problemfelder zuordnet: Feuer? Bücherverbrennungen der Nazis. Luft? Das Ozonloch. Wasser? Walfang. Erde? Nuklear belasteter Boden.
Weitere Werke, die uns beeindruckt haben, waren spezielle Lichtinstallationen, Hologramme in verschiedensten Weisen, sowie auch seine Bilder, die er mithilfe von Spiegeln und elektrischem Licht erzeugt hat. Dabei schien es so, als ob die Spiegel in die Unendlichkeit gehen würden. Zudem konnten wir gar nicht feststellen, wie viele Ebenen diese Bilder technisch besaßen. Waren es zwei oder doch drei? Oder vielleicht auch nur eine? Das werden wir wohl nie endgültig herausfinden.
Hinsichtlich der heutigen Zeit und des Ukraine-Krieges gab es ein Werk, das wir alle besonders beeindruckend fanden und das uns alle auch ziemlich zum Nachdenken angeregt hat. Dies war ein Werk, in dem Giers sehr viele alte Koffer zum einem Turm aufeinander gestapelt hat. Jeder Koffer gehörte einer Person, die im Zweiten Weltkrieg aus ihrem Heimatland flüchten musste und ließ per Lautsprecher deren Stimme erklingen. Und obwohl wir hierbei aufgrund der vielen verschiedenen uns unbekannten Sprachen, die alle gleichzeitig erklangen, die Worte nicht verstehen konnten, hat man doch die Gefühle der Personen herausgehört und war unmittelbar betroffen. Das undurchdringliche Chaos der Stimmen machte zudem die Orientierungslosigkeit, Fremdheit und Unsicherheit von Geflüchteten erlebbar. Dies war für uns alle eine sehr eindrückliche Erfahrung.
Nach diesem eher ernsten Werk hat Herr Ringlage uns noch ein sehr humorvolles Werk vorgestellt. Und zwar drei „sprechende Grabsteine“. Und ja, genau so, wie es klingt war es auch! Jeder Grabstein hatte eine unterschiedliche Fähigkeit. Dem einen Grabstein konnte man etwas vorsprechen, und dieser hat es dann auf sehr dramatische Weise nachgesprochen, untermalt von Engelsgesang. Ein weiterer Grabstein hat einem auf alle Fragen eine sehr weise, aber zufällige Antwort gegeben und der letzte Grabstein hat mit Klaviermusik auf Applaus reagiert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich dieser Nachmittag im ZKM absolut gelohnt hat. Zum einen hat er uns die Entwicklung eines Künstlers über die Jahre gezeigt, zum anderen hat er uns die verschiedenen Aspekte gezeigt, mit denen ein Künstler arbeiten kann: Technik, Protest, Angst, Kritik, Humor. Besonders beeindruckt hat uns an Walter Giers besonders die Bandbreite seiner Werke, denn er hat so viele verschiedene Werke über die Jahre erschaffen.
Abschließend also ein rundum gelungener Ausflug mit Herrn Ringlage!