Nächtliche Abenteuer!?
Landschulheim der fünften Klassen des HBG Bruchsal
Bruchsal (Ih). Im Rahmen einer Erlebniserzählung veranstalteten die Klassen 5c und 5d im Schuljahr 2022/2023 einen klasseninternen Schreibwettbewerb zum Schullandheim in Schönau in der Pfalz. In diesem Wettbewerb sollte die stattgefundene Nachtwanderung fantasievoll ausgeschmückt werden. Was wahr und erdichtet ist, muss der Leser selbst herausfinden. Die Geschichten der jeweiligen Klassensieger werden hiermit veröffentlicht.
Starke Kämpfer im Wald von Jonas Bremer, 5d
Wir, das sind die 5d und unsere Klassenlehrer, gingen am ersten Abend unserer Klassenfahrt in Schönau, als unsere Mägen noch vom Abendessen voll waren, mit großen Erwartungen in den Hof der Jugendherberge. Dort lernten wir den Guide unserer „Expedition“, einer Nachtwanderung im Pfälzer Wald, kennen. Er hieß passenderweise Herr Stern und erklärte uns gleich die wichtigsten Grundregeln für unsere Nachtwanderung. Zum einen sollten wir unsere Handys und Taschenlampen auslassen und zum anderen äußerst leise sein. Als er fertig erklärt hatte, ging es endlich los. Die Sonne ging unter, und es wurde schnell dunkel. Auch der silberne Mond ging auf. Wir liefen erstmal in kleinen Grüppchen den im Moment noch breiten Weg entlang. Als wir an eine Weggabelung gelangten, nahmen wir eine schmale, lange Brücke über ein kleines Moor. Es roch ziemlich modrig. Inzwischen erhellte nur noch der Mond die dunkle Brücke und das tiefschwarze Moor darunter. Ein Käuzchen rief aus dem Gehölz. Als wir die Mitte der hölzernen Brücke erreicht hatten, hielt Herr Stern einen kleinen Vortrag über Sterne. Kurz darauf liefen wir schon weiter über die knarzende Brücke. Nachdem wir ans Ende der Brücke gelangt waren, kamen wir an eine Schnellstraße. Wir warteten, bis wir keine grellen Autoscheinwerfer mehr sahen und rannten über die Straße in den Wald.
Im Wald war es so stockdunkel, sodass ich meine eigenen Hände nicht mehr sehen konnte. Selbst der Mond schien nicht durch das dichte Blätterdach. Ich war der Letzte der Gruppe und beobachtete den schwarzen Wald, wobei ich mich ein bisschen fürchtete. Plötzlich nahm ich eine Bewegung im Dickicht wahr. Blitzschnell drehte ich mich um, doch da war nichts. „Habe ich mir das nur eingebildet?“, flüsterte ich. „Ja, da haben mir meine Sinne bestimmt nur einen Streich gespielt“, versuchte ich mich zu beruhigen. „Kommst du?“, rief mir meine Lehrerin ungeduldig zu. „Komme“, rief ich zurück. Ich sprintete zu der Gruppe zurück, aber die Sache mit der unheimlichen Bewegung beschäftigte mich immer noch. Da sagte Herr Stern mit fester Stimme: „Jetzt alle leise sein! Wir kommen gleich an eine große Wiese. Manchmal entdeckt man da Rehe.“ Wir wurden ganz leise und schlichen zu der Lichtung. Sie war ziemlich groß, und wir konnten kaum etwas erkennen. Der Mond schien zwar, aber eine Wolke hatte sich vor die weiße Scheibe geschoben. Da schrie Amos in die Nacht hinein: „Schaut mal da hinten!“ Alle drehten sich in die Richtung, in die er zeigte, und tatsächlich, dort stand etwas. Ich hatte es zuerst für einen Baum gehalten, doch es war etwas anderes. Da zog die Wolke endlich weiter, und wir blickten erstaunt auf. Mitten auf der Lichtung stand er. Ein riesiger Hirsch mit vom Mondlicht beleuchtetem silbernen Geweih. Er hatte uns noch nicht entdeckt, denn der Wind stand günstig, und er beobachtete den gegenüberliegenden Wald auf der anderen Seite der Lichtung.
Plötzlich schoss ein gold-gelber Schatten mit lautem Fauchen aus dem Gestrüpp über die Lichtung auf den mächtigen Hirsch zu. „Ein Luchs!“, fluchte Herr Stern laut: „Tretet alle zurück!“ Ein paar Schüler schrien laut auf. Wir sprinteten in den Schatten des Waldes und beobachteten aus sicherer Entfernung den spektakulären Kampf. Der Luchs und der Hirsch umkreisten sich lauernd. Plötzlich sprang der Luchs vor und versuchte auf den breiten Rücken des Hirschs zu springen, doch der Hirsch wich zurück und traf den Luchs mit seinem Geweih am Hinterbein. Er röhrte triumphierend, aber der schnelle kleine Luchs gab noch nicht auf. Er blutete inzwischen am Hinterbein dort, wo der Hirsch ihn getroffen hatte. Es war ein großartiger Kampf: Der große starke Hirsch gegen den wendigen kleinen Luchs. Der Hirsch machte noch einmal einen Vorstoß auf den Luchs zu. Dieses Mal konnte der Luchs nicht mehr ausweichen und wurde hoch in die Luft geschleudert, kam hart auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr. „Ist er tot?“, fragte Emma leise. Zum Glück stand der Luchs wieder auf, fauchte leise und trat den Rückzug an. Der Hirsch röhrte nochmal und trabte hoheitsvoll davon.
„Wow, das war spektakulär! So etwas sieht man nur sehr selten!“, sagte Herr Stern, „Aber nun gehen wir besser zur Herberge zurück.“ Ich ging, wie die meisten anderen, in Gedanken versunken zurück. In der Jugendherberge angekommen begaben wir uns sofort ins Bett und schliefen erschöpft ein. Doch kurz bevor ich einschlief, dachte ich, dass ich diesen magischen Moment nie vergessen würde.
Eine gruselige Nacht im Wald von Anabella Balic, 5c
Es war der erste Abend der Klasse 5c in der Jugendherberge im Landschulheim. Wir freuten uns und waren schon sehr gespannt auf die anstehende Nachtwanderung im Pfälzer Wald in Schönau. Es dämmerte schon, und wir beendeten gerade das Abendessen. Nun besprachen wir nur noch ein paar organisatorische Dinge, bevor es losgehen sollte. Herr Stern und Frau Bastian erklärten uns: „Bleibt immer hinter Herrn Stern, egal was passiert, und benutzt keine Taschenlampen, da sich die Tiere sonst erschrecken.” Voller Vorfreude zog ich mir noch rasch eine warme Jacke an. Ich ahnte ja nicht, was sich in dieser Nacht Gruseliges ereignen würde.
Hand in Hand mit Katharina, Lena und Sina marschierten wir hinter Herrn Stern und den restlichen Kindern der Klasse am Moor vorbei und überquerten die Straße, auf der fast keine Autos waren. Wir betraten den dunklen Wald. Nach einigen Minuten wurde mir doch etwas unwohl, denn das Licht des hellen Vollmonds, das durch die engstehenden, sich im Wind bewegenden Bäume schien, erzeugte ein gruselige Atmosphäre. Unter meinen Füßen hörte ich das knackende Geräusch der Äste. Es war stockdunkel, sodass ich nicht einmal meine eigene Hand vor meinem Gesicht erkennen konnte. Ich flüsterte meinen Freundinnen zu: „Leute, was ist, wenn wir auf diesem modrigen Waldboden stürzen und uns verletzen?” Doch Lena antwortete: ,,Ah, es wird schon nichts passieren, wir sind doch nicht alleine, glaube mir, alles wird gut.” Ich antwortete: „Ok, na dann mal weiter.” Wir begaben uns immer tiefer und tiefer in den düsteren Wald hinein. Auf einmal hörte ich ein lautes Klirren und Poltern. Ich drehte mich blitzschnell um. „Mädels, habt ihr das auch gehört?”, sprach ich mit zitternder Stimme. „Nein!”, antwortete Katharina ruhig. Ich überlegte mir: „OK, da muss wohl meine blühende Fantasie im Spiel gewesen sein.” Ich lief immer noch ein bisschen ängstlich weiter. Doch nach wenigen Sekunden hörte ich schon wieder dieses Klirren und Poltern. „Jetzt, reichts mir!”, ging es mir durch den Kopf. Ich drehte mich um und lief vorsichtig und mucksmäuschenstill ein paar Schritte in die Richtung des Geräusches zurück. Ich wollte unbedingt wissen, ob mir meine Sinne einen Streich spielten oder ob da wirklich etwas war. Doch voller Erleichterung stellte ich fest, dass sich da nichts Ungewöhnliches aufhielt.
Sofort drehte ich mich wieder um, doch voller Entsetzen bemerkte ich, dass die Klasse im tiefen Wald verschwunden war. Ich dachte mir, dass ich mir das nur einbilde und schaute noch einmal ganz genau, doch die Klasse war tatsächlich nicht mehr zu sehen. Ich geriet in Panik und mein Herz klopfte blitzschnell. „Was tue ich jetzt nur?”, fragte ich mich. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und beschloss allein den Weg zur Jugendherberge zurückzugehen. Doch völlig unerwartet kreuzte sich der mit Kies bedeckte Waldweg. Voller Angst blieb ich stehen und mein Atem stockte. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, welchen Weg wir gegangen waren. Ich atmete tief durch und den starken Geruch des Laubes und die feuchte Luft ein. Schließlich beschloss ich, meinem Instinkt zu folgen. Ich bog unsicher und voller Angst, den falschen Weg genommen zu haben, nach links ab. Rechts und links des Wegs raschelte es unheimlich und der Weg wurde immer schmaler und schmaler. Plötzlich hörte ich wieder dieses Knacken der Äste, das immer lauter und lauter wurde. Es hörte sich an, als ob sich Schritte nährten. Ich zitterte wie Espenlaub und mir stockte der Atem. Ich war schweißgebadet und wollte einfach nur hier weg. Die Geräusche kamen nun aus allen Richtungen: „Krrr, schschsch, Huhuhuhuhu!” Sie wurden immer lauter und mir gruselte. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich schaute nach oben und sah den mit Sternen bedeckten Himmel. Alles drehte sich plötzlich, mir wurde schwindelig und Tränen kullerten mir die Wangen herunter. Ich schrie und rannte voller Angst los. Wo war nur meine Klasse? Immer schneller und schneller lief ich, ich konnte kaum noch atmen, als ich plötzlich etwas umrannte und hinfiel. Auf dem Rücken liegend schaute ich nach oben und hörte eine bekannte Stimme rufen: „Mensch, pass doch auf, fast hättest du mich verletzt!” Es war Sina. Überglücklich sprang ich so schnell wie möglich auf und fiel ihr erleichtert und mit einem Lächeln im Gesicht in die Arme. Sina drückte mich ganz fest und meinte: „Ani, da bist du ja, wir suchen dich schon überall.” Nun kamen auch die anderen Kinder, Herr Stern und Frau Bastian und alle lachten vor Erleichterung, als sie mich sahen. Ich war überglücklich, meine Klasse wieder gefunden zu haben.
In der Jugendherberge angekommen, warteten schon alle ungeduldig darauf, dass ich ihnen meine ganze Geschichte erzählte. Im Zimmer berichtete ich Marlene, Amira, Katharina, Lena und Sina alles. Wir redeten noch die ganze Nacht über dieses Ereignis und waren uns einig: So etwas dürfe nie wieder passieren. In Zukunft wollten wir immer alle zusammenbleiben.