Ein Brückenschlag in Kriegszeiten

Russischer Wissenschaftler zu Gast am HBG Bruchsal

   Bruchsal (Be). Dass in Zeiten eines erschütternden Krieges gegen die Ukraine ausgerechnet ein Russe die Jubiläumszahl „40“ komplettierte, war reiner Zufall. Und doch symbolisierte der Besuch Aleksandr Kramarenkos am Heisenberg-Gymnasium Bruchsal (HBG) genau das, was das Programm „Schule hautnah – scholars at school“ seit über 13 Jahren ausmacht. In Kooperation mit dem Freundeskreis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Rhein-Neckar-Raum öffnete die UNESCO-Projektschule zum nunmehr 40. Mal ihre Pforten für einen Stipendiaten des DAAD und ermöglichte damit einmal mehr offene und intensive Gespräche zwischen einem ausländischen Gast aus dem Wissenschaftsbereich und Schüler:innen, Kollegium sowie Schulleitung.
   „Offenheit und Neugier sind Grundwerte, die wir Kindern vorleben möchten, denn einzelne Menschen mit ihrem persönlichen Werdegang, ihrer Kultur und ihrer Denkweise kennenzulernen, hilft einander besser zu verstehen und verhindert pauschale Urteile über Andere“, betont Manuel Sexauer, der am HBG seit 2018 das Sagen hat und „Schule hautnah“ ebenso aktiv unterstützt wie Vorgänger Anton Schneider und der stellvertretende Leiter des HBG, Andreas Lang. „Durch die Besuche ergibt sich ein Austausch zwischen Theorie und Praxis, ein Brückenschlag zwischen Schule, Studium und akademischer Karriere, gerade auch in einem internationalen Umfeld“, sagt Sexauer und ergänzt: „Schülerinnen und Schüler brauchen derlei Vorbilder, damit sie sich auch selbst einen solchen Weg zutrauen!“
   Seit den Besuchen von George Macharia (Kenia), Aaron Magara (Uganda), Rafael Anleu (Guatemala), Marina Bicalho (Brasilien) und Di Peng (China) im Schuljahr 2009/2010 – damals noch im alten Schulgebäude im Bruchsaler Industriegebiet – fanden jedes Jahr, auch während der Pandemie, vom DAAD geförderte Studierende, Doktoranden oder Professoren aus verschiedensten Fachrichtungen den Weg an die Ganztagesschule in der Barockstadt.  Sie repräsentierten dabei alle bewohnten Kontinente und rund zwei Dutzend unterschiedliche Herkunftsländer, darunter u.a. auch Australien, Chile, Palästina, die Ukraine, Hongkong, Syrien, die USA und Tadschikistan.
   Neben Hospitationen im Unterricht, eigenen Vorträgen zu Heimatland und akademischen Recherchen oder Unterhaltungen mit Schüler- und Lehrerschaft steht fast immer auch ein Termin mit dem Schulleiter auf dem Programm. Für Manuel Sexauer ein besonderer Moment: „Es ist jede Mal spannend, den Stellenwert von und die Herangehensweise an Bildung in den verschiedenen Ländern zu vergleichen und von deren Schwerpunkten und Ansätzen zu lernen!“ Zudem zeigten die diversen Forschungsschwerpunkte, wohin sich die Wissenschaft aktuell bewege – das sei „für unsere Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht sowie für ihre Studienentscheidung enorm wichtig.“ Dass bei „Schule hautnah“ die englische Sprache als Lingua Franca erfahrbar werde, sei eine weitere große Motivation und zeige den Jugendlichen, „welch hohes Level an Sprachkompetenz sie bereits erworben haben“, unterstrich der HBG-Chef, selbst Englisch-und Mathematiklehrer. Im Übrigen habe gerade der Besuch von Aleksandr Kramarenko, Chemie-Doktorand am KIT, eines deutlich gemacht: „Kommunikation ist immer möglich, wenn beide Seiten es möchten!“

d

 
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