Die Netflix-Challenge

Karlsruhe (Ri). Der Datenhunger großer Konzerne ist kaum zu stillen und speist unter anderem zahlreiche Empfehlungssysteme, die wohl jede und jeder von uns kennt. Ob man das nun möchte oder nicht:   Wir sind alle den mit unseren Daten trainierten Algorithmen ausgesetzt, die uns mit personalisierter Werbung, Produktempfehlungen bei Amazon, Videovorschlägen bei YouTube, TikTok & Co., neuen Instagram-Feeds und vielem mehr versorgen.

Netflix hat die Bedeutung der Passgenauigkeit seiner Video-Empfehlungen für die Kundenbindung und damit den Profit schon früh erkannt und daher 2006 eine Challenge ausgerichtet: Ein riesiger, anonymisierter Datensatz von Videobewertungen zehntausender Nutzer wurde im Internet veröffentlicht. Das Team, das die Algorithmen des Empfehlungssystems als erstes um mindestens 10% verbessern konnte, wurde mit 1 Million US-Dollar belohnt.

Von dieser anschaulichen, motivierenden, aus der eigenen Lebenswelt vertrauten Thematik ausgehend tauchte der Mathe-Leistungskurs von Herrn Ringlage ein in die Welt der mathematischen Modellierung. Ausgerichtet und geleitet wurde der ganztägige Workshop vom CAMMP-Team des KIT. In Zweierteams konnten sich die Schülerinnen und Schüler anhand von anschaulich aufbereiteten und zielführend gestaffelten Programmiercode-Abschnitten in die Thematik einarbeiten und immer wieder auch im Plenum Ideen diskutieren und verfeinern. Fast automatisch wurde die Programmierung immer komplexer, wuchsen die Matrizen an, wurden plötzlich mehrdimensionale Ableitungen nötig, wurde immer weiter optimiert – es war schön zu erleben, wie der mathematische Horizont ganz natürlich erweitert wurde durch die Notwendigkeit im realitätsnahen Anwendungsbezug.

Am Ende konnten so gängige Strategien aus dem Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz durchschaut und auf die Big Data des originalen Datensatzes angewendet werden – ein für alle Beteiligten lohnender Einblick in die Welt der angewandten Mathematik.