Erhellende Geschäftsidee
Die Schülerfirma „Light it Up Kerzen“ aus Karlsbad stellt Sojawachskerzen her
BNN vom 8.12.2021 Tanja Feller
Karlsbad. Wie lernt man Wirtschaft am besten kennen? In der Praxis, denn das Leben ist lehrreicher als alle Theorie. Dies durften zehn Schülerinnen des Gymnasiums Karlsbad sowie des Heisenberg-Gymnasiums erfahren, die sich mit ihrer Schülerfirma „Light it up Kerzen“ als Elftklässler selbstständig gemacht haben. Selbstständig „light“ könnte man sagen, denn die Schülerinnen werden von zwei Lehrkräften sowie dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln Junior unterstützt. Bei Junior gründen Schüler ihre eigene Schülerfirma, vertreiben ihre Produkte an Kunden und verdienen damit echtes Geld.
„Ich wollte einfach wissen, wie es ist, ein Unternehmen zu gründen und Erfahrungen für mein späteres Berufsleben sammeln“, erklärt Johanna Cölln, warum sie sich für die Teilnahme an dem Seminarkurs am Gymnasium Karlsbad entschieden hat. Im Wesentlichen gehe es den Schülerinnen darum, „selbst etwas auf die Beine zu stellen“.
„Die Schüler entscheiden“, sagt Lehrerin Melitta Dürr, die den Seminarkurs zusammen mit ihrer Kollegin Tanja Markmann leitet. Man wolle ihnen möglichst viel Freiheit lassen, um eigene Erfahrungen zu machen. Jeden Mittwochnachmittag kommen die Schülerinnen zum Kurs in die Containerbauten vor dem Gymnasium.
Doch eigentlich gehe für das Projekt deutlich mehr Zeit drauf als die angesetzten drei Seminarstunden, berichten die Schülerinnen. „Neulich haben wir sechs Stunden lang Kerzen gegossen“, erzählt Jasmina Bauer. Die Mädels hatten kurzfristig einen Standplatz auf dem Adventsmarkt in Remchingen bekommen, da mussten alle anpacken.
Um die Kerzen zu gießen, müssen zunächst die im Internet bestellten Sojawachsflocken in kleinen Töpfen auf Kochplatten erhitzt werden. Dann kommen die Farbe und der gewünschte Duft hinzu. „Sobald das Wachs komplett flüssig ist, gießen wir es in Dosen, die wir vorher mit einem am Boden fixierten Docht vorbereiten“, erklärt Johanna Cölln. Wichtig sei es, darauf zu achten, dass das Wachs beim Abkühlen nicht absinkt. Deshalb wird im Seminarraum immer in zwei Schichten gegossen. „Beim ersten Gießen wird die Dose nur bis zur Hälfte gefüllt“, beschreibt die Pressesprecherin den Prozess. Sobald das Wachs ausgehärtet sei, folge die zweite Schicht. Insgesamt haben die Schülerinnen auf diese Weise mittlerweile mehr als 120 Kerzen hergestellt.
Am Anfang ging es darum, eine Geschäftsidee zu entwickeln. Vom Escape Game bis zu Lampen aus alten Buchseiten sei beim ersten Brainstorming alles Mögliche dabei gewesen. Doch schnell habe sich die Idee, Kerzen aus Sojawachs herzustellen, als Favorit erwiesen. Sojawachs habe eine geringere Schmelztemperatur, was die Produktion erleichtert, und zudem sei das Endprodukt auch noch vegan. Mit dem Gewinn lasse sich der lokale Imkerverein unterstützen. Daher der Slogan des Unternehmens „Bee your Light“.
Nachdem die Geschäftsidee feststand, musste jeder als Startkapital für das Unternehmen einen Anteilsschein in Höhe von zehn Euro erwerben. Außerdem wurden weitere Investoren gesucht, die ähnlich einem Aktionär in das Jungunternehmen investieren konnten und zum Ende der einjährigen Unternehmenslaufzeit mit einer Dividende belohnt werden sollen.
Die Produktionsabteilung unter Tabitha Obergfell hat sich um die Bestellung des Wachses sowie der Dochte, Düfte, Farben und Förmchen gekümmert, während sich die Marketingabteilung der Erstellung einer Homepage und des Vermarktungskonzepts angenommen hat. Sina Frieß hat an ihrem Rechner zu Hause ein Logo für das Unternehmen erstellt.
Stolz berichten die Schülerinnen, wie sie auf der Verbrauchermesse Offerta bereits etliche Kerzen verkauft haben. „Bisher läuft alles gut“, so die Geschäftsführerinnen Jasmina Bauer und Annika Dürr. Nun hoffen sie auf das Adventsgeschäft über den Onlineshop und den Vorort-Verkauf im Edeka-Markt und dem Bastel-Lädle in Langensteinbach sowie in der Apotheke und beim Herbertle in Stupferich.
Service
Infos und „Light it up Kerzen“ im Onlineshop: www.light-it-up-kerzen.de
Produktion ist Handarbeit: Die Elftklässlerinnen der Schülerfirma „Light it up Kerzen“ vertreiben ihre Sojawachskerzen nicht nur, sondern stellen sie in den Containerbauten vor dem Gymnasium Karlsbad auch selbst her. Foto: Julia Trauden