Online-Date mit Faust: Leistungskurs testet virtuelles Theaterprojekt zu Goethes Klassiker
Ettlingen (Wi). Wo würde Faust in Zeiten von Corona versuchen, sein Gretchen anzubaggern? Und würde er sich unter Einhaltung der Hygienebedingungen dabei überhaupt mit ihr treffen können?
Diese Fragen standen am Ausgangspunkt eines virtuellen Theaterprojekts, in dem sich der Leistungskurs Deutsch der Jahrgangsstufe 11 am Heisenberg-Gymnasium Ettlingen vor den Pfingstferien mit einer Neufassung von Goethes Klassiker befasst hat. Schnell war für die Schülerinnen und Schüler klar: Niemand würde aktuell auch nur auf die Idee kommen, einem schönen „Fräulein“ irgendwo mitten auf der Straße seinen „Arm und Geleit“ anzutragen. Eine aktualisierte Liebesgeschichte musste also her! Die hatte ihr Deutschlehrer Julien Wichmann auch gefunden.
Das Badische Staatstheater hat die Zeit ohne Aufführungen genutzt und den Kurzfilm „Faust 2.0“ gedreht. Dieser wurde am 21.5.2021 ins Klassenzimmer gestreamt und danach zusammen mit der Theaterpädagogin Virginie Bousquet mit Goethes Original verglichen.
Dass Frau Bousquet dabei pandemiebedingt nur per Videokonferenz in den Klassenraum zugeschaltet werden konnte und die Schülerinnen und Schüler über die schuleigenen iPads mit ihr verbunden waren, war eigentlich ganz passend: Auch in der Neufassung von „Faust“, die bei den Schauspielerinnen und Schauspielern zu Hause gefilmt werden musste, trifft der Gelehrte seine Geliebte nur online. Und natürlich kommt es dann, wie es kommen muss: Faust und Gretchen verheddern sich im Zoom-Meeting und am Ende reißt ihre Verbindung ab.
Damit der Draht zum Theater auch in Zeiten von Corona nicht gänzlich verloren geht, ist der Kurzfilm eine willkommene Abwechslung. Das Spiel auf der Bühne gänzlich ersetzen kann er allerdings nicht.