Schüler des HBG bei 1. Nord-Süd-Dialog in Bruchsal
Vorbilder im Kampf für Klimaschutz
Bruchsal (Hon). „Was hat die Veranstaltung am 7. Februar 2020 im Bürgerzentrum Bruchsal mit dem Klimawandel und einem Nobelpreisträger zu tun?“, fragten sich die UNESCO-AG und der Geo-Neigungskurs des HBG Bruchsal. Auf dem Flyer stand „Nord-Süd-Dialog in Zeiten des Klimawandels“, Vorträge, Gespräche und Musik - und das machte uns neugierig.
Die Veranstalter hatten wohl nicht mit so viel Andrang und Interesse gerechnet, denn an diesem Freitagnachmittag platzte der Ehrenbergsaal aus allen Nähten. Bereitwillig überließen die jüngeren Teilnehmer ihre Sitzplätze den älteren Zuschauern und so ergatterte die UNESCO-AG Plätze auf dem Boden in der ersten Reihe, ganz nah bei den ausländischen Gästen aus Burkina Faso.
Die Moderation übernahm Martin Besinger vom SWR, die musikalische Begleitung der Bruchsaler Chor proVocal unter der Leitung von Matthias Böhringer und nach der Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Glaser ging es mit dem ersten Referenten endlich los.
Prof. Dr. med. Jürgen Wacker, ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Bruchsal, hielt die Eröffnungsrede zu diesem 1. Nord-Süd-Dialog in Bruchsal und sprach über das große kulturelle und humanitäre Engagement des gemeinnützigen Verein Menschen für Frauen e.V. in Afrika. für welchen er sich, zeitweise auch als Entwicklungshelfer vor Ort, stark engagiert.
Anschließend lieferte Prof. Dr. Dr. h.c. Franz-Josef Radermacher Fakten zur aktuellen Situation unseres Planeten mit dem Thema „Bevölkerungswachstum, Energie, Klima – was kommt auf uns zu?“ Der erstrebte Wohlstand für alle sei nur zu schaffen, wenn man global internationale „nature-based solutions“ konsequent unterstütze. Wohlstandszuwachs für ärmere Länder sei nur mit klimaneutralen Lösungen möglich, wenn man die Erderwärmung und eine Klimakatastrophe stoppen will. Professor Radermachers zum Teil apokalyptische Ausführungen der derzeitigen Situation unserer Erde rüttelten die Zuhörerschaft mächtig auf und machten so manchen Zuhörer für eine Weile ratlos. Der Professor hatte aber auch Lösungsvorschläge parat.
Allianzen für wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz müssten gebildet werden. Globale Partnerschaften auf Augenhöhe zwischen Industrieländern und ärmeren Ländern müssten entstehen.
Projekte zur weltweiten Aufforstung der Wälder sind ein Beispiel, um das Kohlenstoffdioxid Gas, das durch die immer weiter fortschreitende Industrialisierung und den hohen Energiebedarf der Menschheit entsteht, zu binden.
Als Vorbild für uns alle fungiert der 74-Jährige Yacouba Sawadogo mit seinem Land- und Forstwirtschaftsprojekt in Burkina Faso.
Bei seinem Vorhaben wird er stets von seiner Familie unterstützt und so referierte an diesem Nachmittag sein Sohn über den täglichen Kampf seines Vaters gegen die fortschreitende Verödung des Landes. Durch Eigeninitiative schaffte es Herr Sawadogo trotz geringer Regenmenge die karge Wüste mit seiner landwirtschaftlichen Methode wieder in einen grünen artenreichen Wald zu verwandeln. Auf Chemie verzichtet er dabei gänzlich. Er nutzt lediglich die Natur selbst, um das Land wieder fruchtbar zu machen. Sein land- und fortwirtschaftliches Projekt wurde 2018 mit dem Right Livelihood Award – auch bekannt als Alternativer Nobelpreis - geehrt.
Was er anbaut, verwendet er, um den Menschen vor Ort mit traditioneller Medizin zu helfen. „Ich habe gesehen, dass sowohl die Natur als auch das Wissen darüber verschwinden. Beides wollte ich für die nächste Generation erhalten“, sagt er. „Der Mann, der die Wüste stoppte“ - wie Herr Sawadogo oft genannt wird – begann mit seinem Projekt vor 40 Jahren während einer Dürrezeit. Derzeit verwaltet er einen 27 Hektar großen Wald in der Sahel-Zone in Burkina Faso.
Wegen technischer Schwierigkeiten konnte die Power Point Präsentation über das Aufforstungsprojekt erst sehr spät beginnen. Die jüngeren Mitglieder unserer UNESCO-AG mussten leider die Veranstaltung frühzeitig verlassen. Der harte Kern aber blieb bis zum Ende und konnte somit die anschließende Podiumsdiskussion mit weiteren Teilnehmern der Veranstaltung, Dr. Yacouba Zanre´, Marie Madeleine Da Sansan sowie Susan Steger und Kilian Huber von Fridays For Future bis zum Ende verfolgen.
Die überfüllte Veranstaltung hat gezeigt, dass sich immer mehr Menschen mit dem Problem des Klimawandels befassen wollen. Ein Nachmittag war viel zu kurz, um alle Themen ausgiebig behandeln zu können. So blieben auch viele Fragen offen. Eines ist aber klar geworden: Nicht nur in den reichen Industrieländern, sondern auch in den weniger entwickelten und ärmeren Ländern sind sich die Menschen der Umweltproblematik und ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst. Die Weltbevölkerung wächst und alle wollen und sollen am Wohlstand teilhaben, aber die Menschheit begreift langsam, dass das nicht um jeden Preis zu machen ist.
Nur alle gemeinsam können wir das Problem unserer Erde lösen indem wir „nature-based solutions“ suchen.
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