„Mit Interesse, Neugier und Freude am Lernen“

Rede von Schulleiter Sexauer zur Einschulung am HBG Bruchsal

Liebe neue Fünftklässler,

liebe Eltern und Verwandte, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler, zur heutigen Einschulungsfeier darf ich Sie alle herzlich willkommen heißen und natürlich begrüße ich ganz besonders Euch, unsere 48 neuen Fünftklässlerinnen und Fünftklässler.
Ab heute seid ihr nicht länger Grundschüler, sondern Gymnasiasten, Schüler des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal.
Das Thema Zeit wird uns heute durch die Einschulung begleiten. Heute ist z. B.  ja schon eure zweite Einschulung. Vor vier Jahren habt ihr schon einmal ein ähnliches Erlebnis gehabt. Mit Schultüten bewaffnet seid ihr in die Grundschule gestartet – mit dem Ziel, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen und damit die Grundlagen für eure weitere Schullaufbahn zu legen. Ihr habt also schon einiges geschafft, und das sollte euch auch Mut geben, diese neue, zweite Einschulung mit Freude und viel Elan anzugehen. Eine Etappe von vier Jahren habt ihr also schon zurückgelegt.

Am Gymnasium liegt nun ein noch größerer Zeitabschnitt vor euch: In acht Jahren, so ist euer Ziel, wollt ihr das Abitur erreicht haben und damit den höchsten Schulabschluss in den Händen halten, den es in Deutschland gibt. Acht Jahre, das scheint euch sicherlich eine sehr lange Zeit zu sein. Aber das kann euch auch beruhigen: Ihr habt Zeit und es braucht auch Zeit, um Schritt für Schritt Neues zu lernen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Wir sind alle hier, um gemeinsam zu lernen, und das bedeutet nicht nur, sich den Stoff in den verschiedenen Fächern anzueignen, sondern auch, sich in der vielen Zeit, die wir hier gemeinsam erleben, sich persönlich weiterzuentwickeln und in der Zusammenarbeit mit den Mitschülern und Lehrern dann nach den acht Jahren mit viel Wissen, aber auch als gefestigte Persönlichkeiten das Heisenberg-Gymnasium zu verlassen.

Ihr seid Schülerinnen und Schüler, denen das Lernen in der Grundschule Spaß gemacht hat und ihr wart erfolgreich, sonst wärt ihr heute nicht hier am Gymnasium. Darauf kann man zurecht Stolz sein, allerdings, und das ist mir ganz wichtig, sollte man deswegen nicht auf andere herabschauen – jede Schule hat ihre Ausrichtung.
Trotzdem stellt sich die Frage: Was ist denn das Besondere am HBG Bruchsal?

Zwei Sprachen von Anfang an, Fremdsprachenassistenten, Darstellendes Spiel (Theater), Schulgarten, Bienen, Robotik, Fischertechnik, NWT, Lerninseln, Ganztagesschule ohne Hausaufgaben, UNESCO-Projektschule, MINT-EC-Schule – und vieles mehr!

Das Heisenberg-Gymnasium Bruchsal hat seinen Namen von Werner Heisenberg (Physiker: „Der Teil und das Ganze“) – als Physiker ging es ihm um Atome und wie das Ganze aus den Teilen zusammengesetzt ist. Für uns bedeutet der Teil und das Ganze, das jede und jeder wichtig ist, dass jeder ein Teil des Ganzen, dieser Schulgemeinschaft ist, und dass man als Teil des Ganzen sich auch manchmal einfügen muss – denn das Ganze, die Schule, funktioniert nur dann, wenn jeder Einzelne auch seinen Teil beiträgt. Das bedeutet für uns alle, dass Höflichkeit selbstverständlich ist! Was bedeutet das? „Guten Morgen“ zu sagen, mit Lehrkräften, Sekretärinnen, Hausmeister, Putzkräften und Mensaangestellten, aber auch miteinander freundlich und respektvoll umzugehen, die eigenen und die Sachen der anderen ordentlich zu behandeln, die Bereitschaft zu lernen und sich zu bemühen, pünktlich und ordentlich zu sein und sich an vereinbarte Regeln zu halten.

Ihr werdet über die nächsten acht Jahre viel Zeit miteinander, mit den Lehrern und den anderen Schülern verbringen – diese Zeit soll gut genutzt werden und dazu ist wichtig, dass man sich wohlfühlt, sich gegenseitig respektiert und anerkennt. Der Teil und das Ganze zeigt sich auch bei dem, was ich euch mitgebracht habe.
Eine Frau, deren Tochter vor zwei Jahren ihr Abitur gemacht hatte, hat gesagt: „Ich bin noch immer Teil der Gemeinschaft am HBG Bruchsal – ich möchte etwas Gutes für die neuen Fünftklässler tun.“ Und sie hat 48 Eulen gehäkelt, die ich letztes Jahr ausgegeben habe (an so manchem Schulranzen baumelt sie noch heute). Daraufhin haben sich Eltern der jetzigen Sechstklässler letztes Jahr zusammengesetzt und beschlossen, diese Aktion zu einer kleinen Tradition werden zu lassen – und auch sie haben sich als Teil der Schulgemeinschaft gesehen und nicht nur für euch Eulen gehäkelt, sondern auch einige, die am Sommerfest zugunsten unserer UNESCO-Partnerschule in Mitraniketan, Indien, verkauft wurden. Der Teil und das Ganze bedeutet also, dass man manchmal etwas bekommt, und manchmal etwas gibt oder weiterschenkt. Die Eltern haben sich viel Zeit genommen, um euch dieses kleine Geschenk zu machen.
Die Eulen zeigen aber nicht nur die gegenseitige Unterstützung in der Schulgemeinschaft am HBG, sie sind auch ein Zeichen für euch: So unterschiedlich wie die Eulen, so seid auch ihr. Jeder hat seine Fähigkeiten, seine Talente, aber vielleicht auch seine Ecken und Kanten, die ihr mit in die Klassengemeinschaft bringt. Mein Wunsch ist es, dass ihr euch gegenseitig kennenlernt, eure Stärken schätzen lernt, ihr diese einsetzt um euch gegenseitig zu helfen, und in dieser Wertschätzung wird dann auch so manche störende Kante etwas abgeschmirgelt.
So unterschiedlich diese Eulen sind, so unterschiedlich sind eure Talente, aber so unterschiedlich kann auch die Entwicklung sein: Auch hier braucht es Zeit. Liebe Schüler, habt Geduld mit euch selbst und miteinander, liebe Eltern, auch Sie darf ich ermutigen, beständig und geduldig auf Ihre Kinder einzuwirken. Ein schönes Sprichwort lautet: Nicht durch Aufschlagen sondern durch Ausbrüten wird aus einem Ei ein Küken. Ermutigen Sie Ihr Kind und vermitteln Sie ihm Freude am Lernen und loten Sie das rechte Maß aus zwischen Begleiten und Loslassen: Das Bild der Eule kann helfen -  denn ihre Kinder werden flügge, sie werden selbständig und fliegen.
Neben dem Motto „Der Teil und das Ganze“ können wir noch mehr von Werner Heisenberg lerne. Auch er hatte mal neugierig und interessiert und im gleichen Alter wie ihr angefangen die Welt und ihre Zusammenhänge zu erforschen. Was war denn für ihn wichtig? Interesse und Neugier sind wichtig. Der Fleiß aber und die Methode, wie man etwas macht, wie man lernt und mit seinen Stärken und Schwächen umgeht, das sind grundsätzliche und bedeutende Eigenschaften. „Ohne Fleiß kein Preis“, sagt das allgemeine Sprichwort und so ist es in der Tat: Ohne Anstrengung, ohne den Willen sich persönlich voranzubringen und auch die Pflichten ernst zu nehmen, werden wir es ganz selten zu etwas Großem bringen. Talent und Genie alleine haben noch selten einen Meister hervorgebracht.
Und so will ich euch ans Herz legen: Bringt Interesse, Neugier und eure Freude am Lernen jeden Tag mit in die Schule und vergesst nie, dass der Fleiß die Grundlage des Erfolges darstellt. Vergesst aber auch nie, dass es neben dem Lernen in der Schule auch noch andere wichtige Dinge gibt: Gute Freunde, ein Hobby, einen guten Sportverein, Musik und die Familie. Nutzt die Zeit, um mit euren Eltern, Geschwistern und Freunden gemeinsam etwas zu erleben, jemanden eine Freude zu bereiten oder durch eine gute Tat zu überraschen. Ja, es gibt vieles, was man im Leben lernen und tun kann!

Für den Einstieg am HBG möchte ich euch noch eine kleine Geschichte vorlesen. Sie zeigt einen Weg auf, der Euch helfen kann, euch rasch wohlzufühlen bei uns:

In einer alten Stadt war zur Bewachung des Stadttores ein Torhüter bestellt. Eines Tages kam ein Fremder durch das Tor und fragte den Wächter: "Wie sind die Leute in dieser Stadt? Ich möchte mich hier niederlassen." Der Torhüter fragte zurück: "Wie waren denn die Menschen in deiner Heimatstadt?" "Ach", sagte der Fremde, "die waren neidisch und zänkisch, schlecht und feindselig." Da sagte der Torhüter: "So sind sie auch hier." Bald darauf kam wiederum ein Fremder, der richtete an den Torhüter die gleiche Frage. Auch ihn fragte der Torhüter nach den Menschen seiner Heimat. "Oh!", sagte der andere, "die sind immer freundlich und hilfsbereit gewesen. Wir lebten in Frieden miteinander." Da sagte der weise Torhüter wieder: "So sind die Leute auch hier." Ein Freund, der beide Gespräche mit angehört hatte, fragte: "Wie kann es angehen, dass du über die Bürger unserer Stadt zwei so unterschiedliche Urteile sprichst?"
Der Torhüter antwortete: "Die Menschen sind gut und schlecht... Sie können freundlich und feindlich sein, hilfsbereit und rücksichtslos. Es kommt darauf an, wie man sie anspricht: Wie soll ich darum erwarten dürfen, dass die beiden Fremden in unserer Stadt andere Erfahrungen machen werden als in ihrer Heimat?" (Quelle: U. Tworuschka: Himmel ist überall, Geschichten aus den Weltreligionen. Gütersloh 1985, S. 17f.)

Was der weise Torhüter uns sagen will, habt Ihr sicherlich verstanden: Dass wir selbst es ein gutes Stück in der Hand haben, uns das Leben mit anderen angenehm zu machen, wenn wir anderen so begegnen, wie wir wollen, dass sie uns begegnen: freundlich und hilfsbereit.
Ihr werdet rasch sehen, dass euch ganz viele Menschen am HBG dabei helfen: Von den Eltern habt ihr ja schon die Eulen geschenkt bekommen, aber da sind als ganz wichtige Ansprechpartner eure Klassenlehrer (in der 5d Frau Gilgenast mit Frau Bastian und in der 5c Herr Bugert mit Frau Paloji) und eure Fachlehrer. Dann werden euch Schülerinnen und Schüler aus der sechsten Klasse als Paten und Ansprechpartner begleiten genauso wie die Zehntklässler, mit denen ihr einen Flur teilt. An die Sechst- und Zehntklässler könnt ihr Fragen richten. Im Sekretariat sind Frau Schönfeld und Frau Dinger immer für euch da und in der Schulleitung werde ich von Herrn Lang unterstützt. Ihr seht also, ihr habt immer einen Ansprechpartner am „Heisenberg“ und andersherum werdet auch ihr schon bald für die Schulgemeinschaft eine Bereicherung und eine Stütze sein.
In dieser Gemeinschaft sollt auch ihr euch einbringen, denn am HBG lernen wir, um im Leben gut zurecht zu kommen. Wir lernen, damit wir Freude haben, wenn wir die Zusammenhänge dieser Welt besser verstehen, und wir lernen um die Welt zu verbessern und mit unserem Engagement einen Teil zum Ganzen beizutragen, damit es in dieser Welt gerecht und gut zugeht!  

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