Vom Heisenberg in den Dschungel Borneos - Ein Bericht über Orang-Utans und ihre Rehabilitation
Karlsruhe (Berit Quinkert, Abitur 2018). Nach meinem Abitur am Heisenberg-Gymnasium Karlsruhe nahm ich an einem Projekt der Organisation Travellers Worldwide teil, in dessen Rahmen ich als Volunteer nach Borneo in das Sepilok Orang-Utan Rehabilitation Centre ging, um dort auszuhelfen. Es war ein fantastisches Erlebnis! Ich hatte nicht nur Glück, dass ich dieses Projekt mit lauter netten und tollen Menschen machen konnte, auch Orang-Utans aus solcher Nähe erleben zu können war unglaublich beeindruckend. Das Gefühl, eine kleine Hilfe bei der Pflege und Rehabilitierung der Menschenaffen zu sein, war einfach toll!
Ich arbeitete in drei verschiedenen Bereichen, beginnend mit der Outdoor Nursery, in der die 4-6jährigen Orang-Utans untergebracht waren, die noch nicht soweit waren, wieder vollständig in die Wildnis entlassen zu werden. Deshalb schliefen sie über Nacht meistens im Center. Meine Aufgabe war es, das Essen für sie vorzubereiten, Obst und Gemüse zu waschen und zu schneiden, aber auch die Käfige und Räumlichkeiten zu putzen, in denen sie schliefen. Ich durfte sie jedoch auch an der Hand zunehmen und herausführen in die Wildnis. Am Ende des Tages holte ich sie wieder ab und wusch ihnen ihre Hände und Füße.
Danach arbeitete ich in der Indoor Nursery, in der die 2-4jährigen kleinen Orang-Utans waren. Ich rührte Milch für sie an und brachte sie zum ''Jungle Gym", ein durch gespannte Seile erweiterter Regenwaldabschnitt. Versuchte ich, mit den Kleinen an der Hand zu laufen, so klammerten sie sich mit ihren haarigen und kräftigen Armen an meinen Beinen fest.
Zuletzt gab es eine Woche "Trekking", in der wir unterwegs waren, um Bananenblätter für die Orang-Utans zu besorgen oder einfach dort auszuhelfen, wo Hilfe benötigt wurde. Nach einem heftigen Gewitter war zum Beispiel eine „Feeding“- Plattform zerstört worden und wir verbrachten 2 Tage damit, neue Seile zu spannen und aufzuräumen.
Mein wohl bestes Erlebnis war, als ich Chiquita, ein sehr mürrisches Orang-Utan Weibchen, auf den kleinen Holzpflock setzte, um ihre Füße zu waschen und sie dann ihre Arme um meine Schultern legte, um sich abzustützen, als wäre das das Normalste der Welt. Zugunsten des Rehabilitierungsprozesses und der Minimierung von Ansteckungsgefahren war der menschliche Kontakt zu den Orang-Utans natürlich gering zu halten. Kleine Momente wie diese traten jedoch immer wieder auf und machten die ,,Arbeit" unvergesslich.
Bei der Arbeit waren Handschuhe und Atemmaske wegen der Gefahr von Krankheitsübertragung auf die Tiere stets Pflicht. Die Gesundheit und die Rehabilitation standen selbstverständlich an erster Stelle und uns wurde immer zu ‘‘tough love‘‘ geraten, sodass der Mensch eine nicht zu große Rolle für die Orang-Utans einnahm.
Junge Orang-Utans verbringen in der Natur die ersten 7 Lebensjahre bei ihrer Mutter, die ihnen alles Wichtige beibringt, von Nestbau bis zum Wissen, welche Früchte zu essen sind und welche nicht. Werden die Babys also früh von der Mutter getrennt, da diese getötet wurde, verstarb oder sie von Menschen der Mutter entrissen wurden, um sie als Haustiere zu halten, so ist es äußerst kritisch und eine schwere Aufgabe, ihnen die gleichen Fähigkeiten zu vermitteln, als würden sie unter natürlichen Umständen im Regenwald aufwachsen. Mithilfe des ,,Buddy-Systems‘‘ werden die jungen verwaisten Orang-Utans mit einem älteren Tier zusammengebracht. Der Kleinere soll dann Fähigkeiten des Älteren erlernen und so bestenfalls irgendwann wieder in die Natur entlassen werden können.
Der Zweck des Centers ist nicht nur eine Möglichkeit für Touristen, einen Orang-Utan in seinem natürlichen Lebensraum zu sehen, sondern er bietet auch für den vor Ort lebenden Menschen eine äußerst wichtige Möglichkeit, mehr über diesen vom Aussterben bedrohten Cousin von uns zu lernen, da diese vielleicht selbst Palmölplantagenbesitzer sind oder zumindest solche kennen. Da die Erstellung und Bewirtschaftung dieser Plantagen die Faktoren sind, die sich am schwerwiegendsten der den Lebensraum der Orang-Utans auswirkt und dadurch ihre Anzahl schwinden lässt, ist es allen am Center besonders wichtig, bei den Einheimischen ein Bewusstsein dafür zu fördern.
Unterstützen kann man das Center und die wichtige Arbeit, die dort in Sachen Aufklärung und Schadensbegrenzung durch Aufnahme verwaister Orang-Utan-Babys betrieben wird, indem man zum Beispiel die Adoption eines kleinen Orang-Utans über die Wohltätigkeitseinrichtung Orangutan Appeal UK übernimmt. (www.orangutan-appeal.org.uk/)
Yokmol, ein wildes dominantes Männchen mit beeindruckenden Backenwülsten