Gut behuft auf Schnee und Schotter
Bruchsaler Geographie-Neigungskurs bereist Süddeutschland
Bruchsal (bm). Dienstag, 14:00 Uhr: Der Bus ist gepackt, und der Hirte und seine fünf Schäfchen steigen ein. Es handelt sich hierbei um die Schüler des Geographie-Neigungskurses (Celina, Luisa, Lara, Linus und Luca) und ihren Lehrer Daniel Birmele. Von Wanderschuhen über Geologenhammer und Karten bis hin zur Salzsäure haben sie an alles gedacht. Die Herde brach auf und galoppierte entlang der A8 über sämtliche Schichtstufen Baden-Württembergs in das Alpenvorland. Selbst die Endmoräne des Iller-Gletschers war der Herde nicht zu hoch. Schon lockten die idyllischen, saftig grünen Weiden der Almlandschaft und die Alpen rückten immer näher. Ihr Ziel, das Klein-Walsertal, war zum Greifen nahe. Nach der Ankunft in der Bergheimat genossen die fünf Schäfchen und ihr Hirte das überraschend üppige und wohlschmeckende Essen.
Akkordeonklänge rissen die Schäfchen am nächsten Morgen jäh aus dem Schlaf.
Um Kraft zu sparen entschieden sie sich dazu, das erste Stück des Berges mithilfe der Ifenbahn zurückzulegen. Das fröhliche Läuten der Kuhglocken erinnerte an die früheren Zeiten der Almwirtschaft, welche aufgrund der Ablösung durch Tourismus allerdings schon lange nicht mehr die Haupteinnahmequelle der Bewohner darstellt. Die Herde musste ständig auf der Hut sein, denn der steile Anstieg führte sie über enge Pfade, messerscharfen Karst, rutschige Schotterflächen und sogar Schneefelder, vorbei an steilen Hängen und tückisch zugeschneiten Dolinen bis hin zum Gipfel. Zum Glück war die Herde gut behuft und hatte alles in allem perfekte Bedingungen. Das Panorama war atemberaubend: Vom Ifenklotz bis weit in das Alpenvorland und Allgäu konnte man den Blick schweifen lassen. Der Abstieg ging schneller, war aber nicht weniger anstrengend. Der Hirte und seine Schäfchen waren froh, als sie sich in der Herberge nach einem stärkenden Abendessen ausruhen konnten.
Tiefe Einblicke in die beeindruckende Kraft des Wassers erhielten die Schäfchen bei einer Wanderung durch die Breitachklamm. Sie bestaunten, wie sich die Breitach in den Schrattenkalk eingegraben hat. Die Herde galoppierte daraufhin quer über die Allgäuer Nagelfluhkette in das Bodensee-Zungenbecken bis ins Donautal. Dort war sie von kalten Luftzügen aus unterirdischen Höhlen und der Versickerung der Donau fasziniert. Am Aachtopf stellten die Schäfchen erstaunt fest, dass das Wasser doch nicht verschwunden war: Es sprudelte in großen Mengen aus den Tiefen des Karsthöhlensystems und speist so Deutschlands mächtigste Karstquelle. Aus der Ferne grüßten dann die Hegau-Vulkane. Vom Hohentwiel, einem vulkanischen Härtling, konnte man große Teile des Exkursionsgebiets überblicken. Bevor sich die Herde im Schatten des Hohentwiels ausruhen konnte, musste noch ein Problem behoben werden: Bei der Buchung der Unterkunft war der Wirtin ein Fehler unterlaufen. Jetzt musste die Herde eng zusammenrücken, damit Schäfchen und Hirte einen Platz zum Schlafen hatten.
Der letzte Tag führte die Herde zunächst zum Wutachknie. Mit der Anzapfung durch die Wutach verlor die Donau an dieser Stelle sehr viel von ihrem oberen Einzugsgebiet. Dadurch entstand auch die Wutachschlucht, die den Schäfchen einen detaillierten Einblick in die Formationen des südwestdeutschen Schichtstufenlandes gab. In Freiburg lernten sie, warum der Höllentäler abends so kalt durch die Stadt bläst und wie es zum Einbruch des Oberrheingrabens kam. Damit hängt auch die Entstehung des Kaiserstuhls zusammen, da wegen der Kreuzung zweier Verwerfungen Magma an die Erdoberfläche dringen konnte. Der erloschene Vulkan mitten im Oberrheingraben markierte den Endpunkt unserer fast 900 km langen Süddeutschland-Reise.