Der 2. Poetry Slam am Heisenberg-Gymnasium

Die Mensa wird zum Magischen Theater
Der 2. Poetry Slam am Heisenberg-Gymnasium

Bereits zum zweiten Mal fand am vergangenen Freitag der HBG-Poetry Slam statt. Die Neuauflage der Veranstaltung, die im vergangenen Schuljahr ihre Premiere feierte, lockte zahlreiche Zuschauer in die Mensa des Heisenberg-Gymnasiums Karlsruhe. Zu Beginn begrüßte Schulleiter Ingo Liebe die anwesenden Gäste und gab dann die weitere Moderation an Catalina Braun und Aaron Schneider ab, die, unterstützt von Punktewächterin Julia Blum, fortan durch den Abend führten. Die beiden erklärten zunächst, dass es sich bei einem Poetry Slam nicht um eine normale Autorenlesung, sondern um einen literarischen Wettstreit handele. So gehe es darum, die besten „Slammer“ an den Heisenberg-Gymnasien zu ermitteln.
Schülerinnen und Schüler der Heisenberg Standorte Bruchsal und Karlsruhe, die in den Wochen und Monaten zuvor eigene Texte geschrieben hatten, stellten sich diesem Wettbewerb nun alleine oder in Teams. Zu gleichen Teilen entschieden das Publikum sowie eine Lehrerjury, zu der Frau Casjens, Frau Foos, Herr Muser, Herr Wichmann, Herr Hirt und Herr Stroh gehörten, mit ihrer jeweiligen Wertung über den Ausgang des Poetry Slams. Zum besseren Verständnis der Punktevergabe führte man diese vor Beginn des eigentlichen Wettbewerbs mithilfe des sogenannten „Opferlamms“ vor. Als solches fungierte das Siegerduo des vergangenen Poetry Slams, Berit Quinkert und Fabienne Scherotzke, das einen Überraschungsauftritt hinlegte und sich hierbei humorvoll darüber ausließ, wie doch die schulische Bildung die Alltagssprache beeinflusse. Passend dazu deklinierten die beiden letztjährigen Abiturientinnen das komplette Alphabet durch, stets auf der Suche nach immer neuem Fachjargon, das es galt, in gewitzten Wortspielen übereinanderzustapeln. Publikum und Jury quittierten den Beitrag gleichermaßen mit hohen Wertungen, die jedoch nur symbolischen Gehalt hatten.
Emma Bös und Paulina Bentz alias Pauem eröffneten im Anschluss offiziell den poetischen Wettstreit. In eindringlichen Worten erzählte ihr Text, wozu das Gefühl der Einsamkeit Menschen verleiten kann. Mantraartig wiederholten sie immer wieder die Aufforderung „Baby, don’t cut“. Nach ihnen trat Eva Schwarz aus der Klasse 10a als erste Solokünstlerin des Abends auf. Sie widmete sich der Bedeutung der Zeit und führte ihre Vergänglichkeit sprachgewaltig vor Augen. Das Ticken der Uhren hallte in den Köpfen ihrer Zuhörer noch nach, als Eva die Bühne schon wieder verlassen hatte. Ganz andere Töne schlugen hingegen Bianca Pflüger, Franziska Lippert und Robin Gundert, die sich als Gruppe Die drei Fragezeichen nennen, an. Mit einer ordentlichen Portion Ironie thematisierten sie die Absurditäten im Alltag eines angehenden Abiturienten und ernteten dafür viele Lacher. Jil Rajer und Jana Naumann vom Schulstandort Bruchsal fragten sich im Anschluss, was im Leben wirklich von Bedeutung ist. Ihr nachdenklicher Text kontrastierte banal anmutende schulische Probleme mit den Sorgen der restlichen Welt. Ronja Schmitt, ebenfalls aus Bruchsal angereist, wagte sich wiederum alleine ins Rampenlicht. Mit ihrem Beitrag begeisterte sie Jury und Publikum gleichermaßen. Trauer und Schmerz über den Verlust eines nahestehenden Menschen machte sie durch eindrückliche sprachliche Bilder und eine nicht minder einprägsame Performance spürbar. Jim von Woellwarth gab sich danach aus als Freund Harry Hallers, der Literaturliebhabern bekannt ist als Protagonist des Romans Der Steppenwolf. Ganz in der Tradition von Hermann Hesses Werk behauptete Jim, er sei gerade auf dem Weg zum Magischen Theater, nahm sich aber dennoch die Zeit, den Zuhörern in der Mensa eine Neuinterpretation des alttestamentarischen Schöpfungsberichts zu präsentieren. Katharina Tomek richtete als nächste Slammerin den Blick von der Vergangenheit in die entgegengesetzte zeitliche Richtung. So entwarf sie anfangs ein dystopisches Szenario, angelehnt an die Werke Suzanne Collins‘ oder James Dashners, nur um kurz darauf die Frage in den Raum zu stellen, wie weit unsere Gegenwart, angesichts globaler Probleme wie der Erderwärmung und steigender Meeresspiegel, noch von einer solchen Zukunft entfernt ist. Als letztes Team betraten schließlich Die Lästerschwestern, den Anwesenden auch unter ihren bürgerlichen Namen Julia Harmeyer und Hannah Maurer bekannt, die Bühne. Mit poetischen Worten nahmen sie sich des Gefühls der Einsamkeit an und erklärten die Überwindung dieses Zustands zum großen Ziel der menschlichen Sinnsuche. Am Ende durften sich die beiden Zwölftklässlerinnen dank ihres Beitrags über den dritten Platz freuen. Den geteilten zweiten Rang belegten Die drei Fragezeichen und Eva Schwarz. Als Siegerin des Poetry Slams konnte sich Ronja Schmitt feiern lassen. Mit beachtlichen achtunddreißig von vierzig möglichen Punkten durfte sie als verdiente Gewinnerin des Abends gelten. Respekt und Dank musste aber auch denjenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern entgegengebracht werden, die keinen der ersten drei Plätze belegten. Durch ihre tollen Beiträge trugen sie maßgeblich zu einer gelungenen Veranstaltung bei, die im kommenden Jahr in die nächste Runde gehen wird. Dann auch wieder mit Unterstützung des Technik-Teams unter der Leitung von Frau Breiner.           

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