Von Klimaschutz und Käsekuchen
Bundestagsabgeordneter Danyal Bayaz (Bündnis 90/Die Grünen) besucht das Heisenberg-Gymnasium Bruchsal
Bruchsal (Be). Von der Flüchtlingskrise bis zur Rente, von der AfD bis zur Atomenergie und von der Gemeinschaftsschule bis zur Europapolitik – kaum ein Thema wurde von den Schülern ausgespart beim Besuch des Bundestagsabgeordneten Dr. Danyal Bayaz (Bündnis 90/Die Grünen) am Bruchsaler Heisenberg-Gymnasium. Dabei stellte sich der 34 Jahre alte Heidelberger, Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter, zunächst den Fragen der versammelten Elft- und einiger Zwölftklässler, ehe es bei den Gemeinschaftskunde-Neigungskursen der Stufen elf und zwölf auch um sehr spezifische Inhalte wie etwa eine mögliche Wahlrechtsreform oder Optimierungsmöglichkeiten im öffentlichen Personennahverkehr ging. Bayaz, der auf Einladung von Fachvertreter Henning Belle erstmals als frisch gewählter Abgeordneter eine Schule besuchte, zeigte sich „vom Fachwissen und der Diskussionstiefe“ der Oberstufenschüler beeindruckt. Diese wiederum freuten sich über die Offenheit und Ehrlichkeit des Bundespolitikers.
Auf sehr eloquente Weise erzählte Bayaz, dessen Großvater einst als türkischer Generalkonsul nach Deutschland kam, von seiner Familiengeschichte, seiner doppelten Staatsbürgerschaft und seinen eigenen Schwächen im Umgang mit „grünen“ Zielen. So habe er zwar kein Auto, aber mit Blick auf die westliche Lebensweise und die berufsbedingten Flüge nach Berlin habe auch er noch Verbesserungspotenzial. „Wenn alle Menschen dieser Welt so leben würden wie ich, wäre das für den Planeten sicher nicht gut“, gestand Bayaz und forderte damit zugleich mehr Klimaschutz im Alltag und einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen. Sehr am Herzen liegt dem promovierten Wirtschaftswissenschaftler zudem die Finanzpolitik, er ist im Deutschen Bundestag Mitglied des Finanzausschusses.
Den Umgang mit der AfD sieht Bayaz relativ gelassen, da er in einer Demokratie eine „offene Gesprächskultur in alle Richtungen“ für unabdingbar hält. „Wenn Herr Gauland am letzten freien Tisch in der Bundestagskantine alleine ein Stück Käsekuchen äße, hätte ich kein Problem mich dazuzusetzen und über politische Inhalte zu diskutieren“, betonte Bayaz, der den Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen vertritt und über die Landesliste ins Parlament einzog. Rote Linien gebe es für ihn jedoch auch, etwa die per Twitter geäußerte rassistische Beleidung des AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier, bis 2017 Richter am Landgericht Dresden, gegenüber Noah Becker, dem Sohn von Tennislegende Boris Becker. Das sei „absolut inakzeptabel“ gewesen, so Bayaz. Gleiches gelte für die von Gauland geäußerte Hoffnung, Aydan Özoguz (SPD), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, „in Anatolien entsorgen“ zu können.
Nach zwei intensiven Schulstunden im Oberstufentrakt des Privatgymnasiums zog der Parlamentarier dann auf Twitter ein positives Fazit: „Wurde ordentlich gegrillt von den Schülerinnen und Schülern am #Heisenberg-Gymnasium in #Bruchsal. Viele wichtige Fragen zu #Europa, #Rechtspopulismus oder #Digitalisierung. Richtig gut vorbereitet.“ Und auch auf seiner Homepage war Bayaz voll des Lobes: ""Fantastisch, mit wie viel Fachwissen, aber auch Freude am Diskutieren, Querdenken und Nachhaken die Elft- und Zwölfklässler ins Gespräch gegangen sind."
Politselfie mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen elf und zwölf
MdB Bayaz vor Oberstufenschülern des HBG Bruchsal
Der Grünen-Politiker (Mitte) mit Schülern der Gemeinschaftskunde-Neigungskurse elf und zwölf sowie Fachvertreter Henning Belle (2. von rechts)