Shakespeares „Sommernachtstraum“ am HBG Bruchsal

An der großen Aufgaben gewachsen

Koproduktion der Arbeitsgemeinschaften Theater und Tanz

   Bruchsal (fcs). Es gibt leichtere Aufgaben für ein Schülerensemble als der „Sommernachtstraum“. Und wenn schon Shakespeare, dann entscheiden sich die Theatergruppen meist für eine „abgespeckte“ Fassung, etwa die Handwerkerszenen. Nicht so die Theater-AG des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal unter der Leitung von Nicole Bachor-Pfeff und Michael Pfeff, die sich, begleitet von der Tanz-AG (Leitung: Julia Heinicke), mutig an die Komödie wagten. Sie waren überzeugt, dass dem Mutigen die Welt gehört – und auch die Bretter, die die Welt bedeuten – und sollten am Ende recht behalten: Das erfreuliche Ergebnis vieler Proben war jetzt in der Aula des Heisenberg-Gymnasiums zu sehen.
   Shakespeare schrieb den „Sommernachtstraum“ als Hochzeits-Festspiel. Gleich fünf Paare sind den Irrungen und Wirrungen der Liebe, der Eifersucht und mutwilligen Späßen ausgesetzt. Vier finden wieder zueinander, ein Paar - Pyramus und Thisbe aus dem Stück der Handwerker (Leonie Rudolph, Henri Baus, Verena Kracker, Katharina König, Luisa Schneeberg, Lena Eßwein) - begeht wegen eines kleinen Missverständnisses aus Liebe Selbstmord. „Romeo und Julia“ lassen bei dieser Selbstpersiflage grüßen… Doch während zu Shakespeares Zeiten auch die weiblichen Personen von Schauspielern dargestellt wurden, hat sich die Situation fünf Jahrhunderte später gründlich geändert: Gleich fünf männliche Rollen haben Schülerinnen übernommen, mit dem auch reizvollen Effekt, dass nun Thisbe tatsächlich von einer Schauspielerin gegeben wurde.
   Um den großen Bedarf an Darstellern befriedigen zu können wurde die Feenwelt etwas reduziert und manche Rollen gezielt doppelt besetzt: So wurde etwa das Herrscherpaar aus der realen Welt – Theseus und Hippolyta - von denselben Darstellen gespielt, die auch das Herrscherpaar aus der Traumwelt - Titania und Oberon – verkörperten. Schon dieses kleine Beispiel belegt die konzeptionelle Sorgfalt, mit der an dieser Inszenierung gearbeitet wurde. Dazu zählten auch die konventionellen Kostümen und das tradierte Bühnenbild, beides vom Amateurtheater „Die Koralle“ aus Bruchsal gestellt, sowie zwei „punkige“ Kobolde (Katrin Stransky und Maren Bittner), die eine zeitgenössische Erzählerfunktion übernahmen, um dem Publikum auch den Inhalt gestrichener Passagen zu vermitteln.
   Es gehört zu den beeindruckenden Leistungen der Inszenierung, dass die Zuschauer im Verwirrspiel der „exotischen“ Namen – Hermia (Carola Metz), Lysander (Alexander Stassen), Egeus (Henri Baus), Theseus, Oberon (beide Nico Kullmann), Hippolyta und Titania (beide Amira Hollmann), Helena (Selina Bittner) und Demetrius (Jan Bade) – den Überblick nicht verloren. Zu den großen Aufgaben, an denen das Ensemble gewachsen ist, gehört der schwierige Umgang mit der Sprache. In diesem Bereich besteht bei den jungen Schauspielern zwar zum Teil noch Verbesserungsbedarf, sowohl was die Artikulation als auch die Phrasierung betrifft, aber insgesamt waren die Zuschauer davon ebenso beeindruckt wie von der spielerischen Homogenität des Ensembles, das ohne „Stars“ auskam. Selbst Puck (Johanna Müller) profilierte sich nicht auf Kosten der anderen Darsteller, sondern stellte sich bewusst in den Dienst des Ensembles. Das taten auch die Mitglieder der Tanz-AG, die mit ihren Auftritten den festlichen Rahmen des Bühnengeschehens unterstrichen. Man hätte sie sich sogar häufiger gewünscht, etwa auch als szenische „Ouvertüre“ für die Vorstellung.
   In Pucks Schlussmonolog wird um Nachsicht gebeten: „Wenn wir Schatten Euch missfielen / Denkt zum Trost von diesen Spielen / Dass Euch hier nur Schlaf umfing / Als das alles vor sich ging.“ Wer in der Vorstellung war, muss dem heftig widersprechen, denn auf der Bühne agierten keine Schatten, sondern sehr präsente Theaterenthusiasten, die nicht miss- sondern gefielen. Und geschlafen hat auch niemand - im Gegenteil: Das Publikum war bis zum Schluss hellwach.

 
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