Vom Machtsymbol zum Mahnmal – Unser Besuch in Nürnberg
Ettlingen (Paula Schneider). Ein Ausflug nach Nürnberg hat die Geschichte-Leistungskurse der Heisenberg-Gymnasien Bruchsal und Ettlingen vom 31.01.– 01.02. an Orte geführt, die von der grausamen Geschichte des Nationalsozialismus geprägt sind. Paula Schneider aus Ettlingen berichtet:
Ziel unseres Ausflugs war es zum einen, das ehemalige Reichsparteitagsgelände zu erkunden, und zum anderen, mehr über die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen zu erfahren und den Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse zu sehen. Die Stadt Nürnberg gilt auch heute noch als „Stadt der Reichsparteitage“ mit architektonischen Überbleibseln der 1930er Jahre.
Die Reichsparteitage spielten durch ihre Inszenierung eine wichtige Rolle für die Verbreitung des Nationalsozialismus. Hitler hielt dort von 1933 bis 1938 seine bis zu acht Tage dauernden Reichsparteitage, unter anderem mit Aufmärschen von SA und SS, ab.
Überwältigt waren wir von der Dimension und der Architektur der Bauten auf dem Gelände, das jedoch nie fertig gestellt wurde. Als besonders eindrucksvoll, da gigantomanisch, empfanden wir beispielsweise die fünf Meter hohen Türen der Kongresshalle, die für jeden Menschen viel zu groß sind. Auch sie dienten allein dem Zweck der Propaganda, indem sie den Menschen das Gefühl geben sollten, selbst klein und unwichtig zu sein, während sie durch die Reichsparteitage vermeintlich Teil von etwas Großem und Bedeutendem wurden – dem homogenen Volkskörper, der doch zugleich so viele Andersdenkende ausschloss.
Die Führung über das Reichsparteitagsgelände war zwar lang und durch die herrschende Kälte auch etwas ungemütlich, machte damit aber die Unheimlichkeit, das beklemmende Gefühl bei der Auseinandersetzung mit den damaligen Geschehnissen und die Ausmaße des Geländes umso deutlicher und realer.
Am zweiten Tag, besuchten wir einen Workshop zu den Nürnberger Prozessen, die einen wichtigen Teil der Geschichte der Aufarbeitung des Nationalsozialismus darstellen. Hier wurden nach dem zweiten Weltkrieg die Hauptkriegsverbrecher des Nazi-Regimes vor Gericht gestellt und die so genannte „Nürnberger Idee“, also eine Anklage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wurde erstmals von einem internationalen Strafgerichtshof ins Leben gerufen.
Durch unseren Ausflug nach Nürnberg wurde uns die Chance gegeben, Geschichte nicht nur durch die Schulbücher, sondern mit eigenen Augen zu sehen. Uns wurde deutlich, wie Macht und Propaganda durch Architektur verkörpert werden können und wie solche symbolischen Orte selbst eine Stimmung und eine klare Botschaft vermitteln. Es ist wichtig, diese Orte nicht nur zu besichtigen, sondern sie im Zusammenhang mit der Geschichte zu verstehen und aus ihnen zu lernen. Sie legen ein Zeugnis jener Zeit ab, die zur dunkelsten der deutschen Geschichte zählt, und dienen uns heute damit als Mahnmal.
Saal 600, der Saal der Nürnberger Prozesse (Foto: Oberle)