Eine besondere Geschichtsstunde
Ettlingen (Fritz Brade, Ba). Fritz Brade berichtet über den Besuch einer Zeitzeugin in seiner Klasse:
Am Dienstag, den 18. 02.2025 besuchte Barbara Riemer den Geschichtsunterricht der 9e. Sie ist die Großmutter eines unserer Klassenkameraden und kam, um uns etwas über ihr Leben in der DDR zu erzählen. Geboren wurde sie 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone, noch kurz vor der Gründung der DDR. Als jüngstes von vier Kindern wuchs sie im Pfarrhaus auf, da ihr Vater Gemeindepfarrer war. Doch ihre Kindheit war nicht nur harmonisch.
So erfuhren wir von vielen prägenden Ereignissen wie der Enteignung ihres Onkels oder der Flucht ihrer älteren Schwester nach West-Berlin. Diese hatte fliehen müssen, da die Stasi an ihr ein „Exempel statuieren“ wollte, um ihre Klassenkameraden einzuschüchtern. Doch ein Lehrer warnte die Schwester heimlich und sie konnte noch rechtzeitig fliehen. Durch die Flucht war aber der Kontakt zur Familie fast ganz unterbunden.
1976/77 flüchteten dann auch Frau Riemers andere Geschwister im Kofferraum eines Fluchthelferwagens in den Westen. Auch sie selbst geriet nun ins Visier der Stasi. Nach vielen Schikanen wurde ihr Ausreiseantrag 1987, kurz vor dem Mauerfall, endlich genehmigt.
Ihr Bericht hinterließ bei uns allen einen bleibenden Eindruck. Es war äußerst mitreißend, von diesem Abschnitt der Geschichte aus einer persönlichen Perspektive so emotional berichtet zu bekommen. Wir sind Frau Riemer sehr dankbar und hoffen, dass sie auch anderen Klassen noch von ihrem Leben in der DDR erzählen wird – man lernt dabei jedenfalls viel mehr, als wenn wir nur im Geschichtsbuch über das Leben in der DDR gelesen hätten.
Barbara Riemer berichtet von ihrem Leben in der DDR und der Ausreise nach Westdeutschland. Im Bild mit ihrem Enkel (Foto: Badior).